wer bin ich und warum...?
viele Menschen stellen sich diese Frage und fühlen sich innerlich leer. Und weil man keine passende Antwort auf diese Fragen findet, tut man das, was alle tun, um die innere Leere zu füllen.
Gibt man das Wort „Glück“ bei der Google Suchmaschine ein, erhält man mehr als hundert Millionen Einträge.
Wir wollen mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Freunde, mehr Liebe.
Alles Wünsche, um dem höchsten aller Lebensziele näherzukommen: dem Glück. Jeder will es, aber keiner kann es dauerhaft an sich binden.
Schon Aristoteles wusste: Alle Menschen wollen glücklich sein. Das Streben nach Glück sei der eigentliche Sinn des Lebens, schreibt auch der Begründer der Psychoanalyse, Sigmund Freud, 1930 in seiner Schrift „Das Unbehagen in der Kultur“.
Auch ich dachte früher, es sei der Sinn des Lebens, in der Gesellschaft möglichst gut dazustehen und viel Geld auf dem Konto anzuhäufen. Wir wachsen schließlich in einer Gesellschaft auf, in der diese Werte stark vertreten sind.
Geld regiert die Welt und in Wettkämpfen gibt es nur den einen, der am besten ist. Diese Lebens- und Denkweise geht in die Menschen über. Sie wollen alle die oder der Beste sein. Immer höher, immer weiter, immer besser!
Leider verausgabt sich der Mensch dabei. Wir werden müde, sind erschöpft. Denn es gibt scheinbar kein Ende, an dem wir sagen könnten: „Ja, jetzt habe ich es geschafft, ich habe mein Ziel erreicht“. Es ist die Illusion, hinter der wir erst mal herlaufen.
Denn sind wir mal ehrlich: Wenn wir ein Ziel erreicht haben, sind wir vielleicht einen Moment lang glücklich oder vielleicht auch ein paar Wochen. Danach jedoch haben wir uns an diesen Erfolg gewöhnt und sehnen uns wieder nach mehr.
Bereits vor 35 Jahren entdeckte der amerikanische Psychologe Philipp Brickman, dass Lottogewinner ungefähr 18 Monate nach der freudigen Nachricht nicht glücklicher waren als diejenigen, die nichts gewonnen hatten. Auch die Glücksgefühle nach einer Beförderung sind nach zirka einem Jahr wieder verschwunden, stellte die Wissenschaftlerin Wendy R. Boswell im Rahmen ihrer Untersuchung von Führungskräften fest.
Wenn wir am Ende unserer Bemühungen eine Belohnung erhalten, wird im Gehirn der Botenstoff Dopamin freigesetzt und wir verspüren Glücksgefühle. Wenn wir haben, was wir brauchen, führen Serotonin und Oxytocin zu Gefühlen der Ausgeglichenheit, Verbundenheit und Zufriedenheit.
Den Wettlauf nach Ruhm und Beachtung kannst du also eine Weile mitmachen. Doch irgendwann sehnt sich etwas in dir nach „mehr“.
Der Unterschied ist, dass dieses Gefühl in dir sich nicht nach mehr von dem Gewohnten – nach mehr Leistung, mehr Geld oder mehr Anerkennung sehnt–, sondern nach mehr Tiefe und Wahrheit.
Das bisherige Spiel erscheint deshalb auch immer sinnloser.
Ständig schuften, ständig neues.
Immer nur tun und machen.
Was ist mit der inneren Ruhe?
Wozu all die Rennerei und der Stress?
Geht es nicht auch einfach?
Gibt es mehr, als es anderen immer nur recht zu machen?
Gibt es mehr Erfüllung?
Gibt es beständiges Glück?
Witzigerweise sind Menschen eigentlich genau dann glücklich, wenn sie gerade eben nicht besonders auf ihr Glück achten: bei der Gartenarbeit, beim Schwatzen mit Freunden, beim Spielen mit den Kindern, beim Spazierengehen, Lesen, Schreiben, basteln, malen, Kochen. Wer in seinem Tun versunken ist und an nichts anderes denkt, ist mit all seinen Sinnen im Hier und Jetzt.
Die Zeit der Selbsterkenntnis ist also scheinbar gekommen. Wenn du dein wahres Selbst erforschst, kannst du feststellen, dass du in diesem Moment, so wie du bist, gut genug bist. Du musst nichts dafür im Außen erreichen. Du musst keine Fassade aufbauen, die nichts mit der Wahrheit zu tun hat.
Und wenn man unglücklich ist, sollte man auch mal darüber nachdenken, woran man festhält. Ist das, was wir festhalten, das was uns glücklich macht? Oder sind es genau die Dinge, die uns unglücklich machen?
Wer los lassen kann, hat beide Hände frei, um neue Dinge im Leben anzupacken. Loslassen muss nicht unbedingt „Verlust“ heißen, es kann auch befreiend sein und einen Schritt nach vorn bedeuten.
Schon im 6. Jahrhundert vor Christus erklärte der chinesische Philosoph Lao Tse: Wenn der Mensch aufhöre, nach dem Glück oder anderen Zielen zu streben, sei er wirklich glücklich. Die Suche nach dem Glück beginnt und endet: in uns selbst. Nur wenn wir wissen, was Glück für uns ist, können wir es auch erkennen. Dann können wir stehenbleiben, innehalten und achtsam sein für den Moment, in dem es sich auf unserer Schulter niederlässt.
Denn Fakt ist: Alles verändert sich. Du veränderst dich jeden Tag. Das Leben um dich herum ist jeden Tag anders. Das Universum verändert sich, unser Planet verändert sich – alles, was heute wichtig ist, ist morgen Vergangenheit und nicht mehr zu ändern.
Und nur weil etwas in unserer Vergangenheit wichtig war, heißt das nicht, dass es heute auch noch wichtig ist. Vielleicht hattest du eine Beziehung, eine Freundschaft, die dir wichtig war, die es aber heute nicht mehr gibt. Vielleicht hattest du mal einen Job, der enorm wichtig war und heute nichts mehr zählt. Vielleicht hattest du Gewohnheiten und Rituale, die heute veraltet sind und niemanden mehr interessieren, – es sind alte Hüte, für die sich niemand mehr interessiert.
Das Leben geht weiter und mit ihm die Entwicklung. Es ergibt keinen Sinn weiterhin unglücklich auf die Vergangenheit zu starren. Wenn sich in der Vergangenheit Türen geschlossen haben, dann sind sie zu. Akzeptiere das. Schenken wir der Vergangenheit also nicht zu viel Beachtung. Oder würdest du immer wieder ins Kino gehen, um dir denselben schlechten Film anzuschauen?
Konzentrieren wir uns doch auf das, was heute wichtig ist. Achten wir lieber darauf, welche Türen sich heute für uns öffnen und bleiben wir in Bewegung. Legen wir veraltete Werte und Überzeugungen ab.
Vielleicht wirst du dabei irgendwann erkennen, dass du nicht deine Gedanken bist und dich deshalb auch nicht mit den Dingen im Außen identifizieren musst. Denn das ist Illusion. Es ist eine Scheinwelt, die dich abhängig macht, da du ständig dafür sorgen musst, deinen Ruf und deine Besitztümer zu erhalten.
Weil erst, wenn wir die Fülle in uns erkennen, anstatt sie im Außen zu suchen, können wir langfristig zufrieden und glücklich leben. Wir sind dann keine Suchenden mehr, sondern haben uns selbst gefunden.
Und diese schöne Erkenntnis können wir jederzeit machen, an jedem Ort der Welt, weil wir die Fülle immer bei uns tragen. Wir müssen uns nur noch selbst erkennen.
Was wäre, wenn das Leben einfach wäre?
Was wäre, wenn das Leben einfach wäre?
Was wäre, wenn das Leben einfach wäre?
copyright: Michèle Schons - © heartbreathing 2021